Tipps und Tricks
Vorbereitung
Maschenproben können wichtige Hilfsmittel sein. Dabei sieht man nicht nur welchen Wollverbrauch man vermutlich habenwird, sondern man kann auch testen, welche Nadelstärke zur eigenen Fadenspannung und der Wolle passt, das muss nicht zwingend die auf der Wolle/in der Anleitung angegebene sein.
Ich persönlich mache Maschenproben nur bei passkritischen Kleidungsstücken, nicht aber bei Tüchern oder ähnlichem. Viele Anleitungen beinhalten auch keine Maschenproben, die man vorab testhäkelt, sondern eher die Aufforderung am Anfang der Arbeit einen bestimmten Bereich auszumessen, wie hoch die Reihen sind oder wie viele Maschen auf eine Breite von X passen. Hier messe ich auch meistens kurz nach, um zu gucken, ob es in etwa hinhaut.
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Fest vs. locker häkeln
Wie schon am Anfang des Workshops geschrieben, hat jede*r Häkler*in ganz individuelle Vorlieben und eine ganz individuelle Fadenspannung. Wichtig ist in jedem Fall, dass man gleichmäßig häkelt. Aber es kann auch Projekte geben, wo es von Vorteil ist entweder fester oder lockerer als gewöhnlich zu häkeln.
Wenn man Amigurumis, also kleine gehäkelte Tierchen/Dinge werkeln möchte, ist es von Vorteil sehr fest zu häkeln. Sehr feste Maschen ergeben ein insgesamt sehr festes Gewebe, das man bei diesen Dingen haben möchte. Und zwar weil die Amigurumis einen gewissen Stand haben sollen, damit sie nicht in sich zusammenfallen. (Außer natürlich man möchte ein plüschig weiches Kuschetier). Ausserdem werden Amigurumis zumeist mit Fadenresten, Stoffresten oder Füllwatte gefüllt, damit die Maschen also nicht das Füllmaterial durchgucken lassen, sollten sie fest und eng sein. Es gibt sicher auch noch andere Anwendungen, bei denen sehr feste oder zumindest festere und enger stehende Maschen sinnvoll sind. Die Härte des Gewebes hängt hierbei auch von der Wolle ab.
Möchte man etwas elastisches Häkeln, ist es sinnvoll eher locker zu häkeln. Die meisten Anleitungen, die elastische Maschen gebrauchen, weisen darauf hin, dass man locker häkeln und lieber eine Nadel größer nehmen sollte. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass lockerere Maschen mehr Spiel bieten, wenn das Gewebe auf Zug kommt. Wer also zum Beispiel Beinstulpen häkeln möchte, die sich bequem an- und ausziehen lassen, braucht diese Elastizität. Auch sind Halstücher einfach deutlich flauschiger, wenn sie lockerer gehäkelt sind, als wenn es ein sehr festes Gewebe ist. Aber auch hier kommt wieder der Faktor Wolle ins Spiel.
Wie fest oder locker man häkelt, kann also auch von dem Zweck abhängen, für den man häkelt. Man kann darüber beeinflussen, wie sich das Ergebnis verhält und anfühlt. Die eigenen Vorlieben sind auch hier maßgeblich, es kann aber nicht schaden zu probieren und zu gucken, was einem für das jeweilige Projekt besser gefällt. Wenn man in der Lage ist sowohl fester als auch lockerer zu häkeln und sich auch die goldene Mitte erschließt, ist man in jedem Fall sehr flexibel und kann sich dem Projekt anpassen, das man gerade am Haken hat.
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Anfänge mit Luftmaschenkette
Fängt die Arbeit mit einer langen Luftmaschenkette an, bietet es sich zur Sicherheit an ein paar zusätzliche Luftmaschen zu häkeln, falls man sich verzählt hat. Die lassen sich am Ende auch leicht wieder aufmachen und es ist immer besser zu viele zu haben, als zu wenige. Geht natürlich nur, wenn die Kette nicht zu einem Ring geschlossen wird.
Anfänge für Kreise
Wenn man mit einem Kreis anfangen muss, kann man statt einer Luftmaschenkette auch einen Fadenring/Magic Loop verwenden. Das ist zum Beispiel bei Mützen sehr praktisch. Video zum Fadenring:
Extra ausführlich: Fadenring häkeln für Mitte ohne Loch - Anfängergeeignet
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Fehlern vorbeugen
Vor allem wenn man ein recht eintöniges Muster häkelt, kann es passieren, dass man hier und da mal unaufmerksam wird und sich Fehler einschleichen. Zum Beispiel am Reihenende passiert es schnell mal eine Masche zu wenig oder zu viel zu arbeiten. Oder man vergisst eine Zu- oder Abnahme zu machen. Um solchen Fehlern vorzubeugen, lohnt es sich öfter mal die Maschen nachzuzählen. Viele schriftliche Anleitungen geben an, wie viele Maschen am Ende einer bestimmten Reihe entstanden sein müssen. Wenn man hier hin und wieder mal nachzählt und es mit der Anleitung abgleicht, fällt einem schnell auf, ob man sich irgendwo vertan hat. Mich hat das schon öfter davor bewahrt nicht ganze Arbeiten aufmachen zu müssen, sondern im Zweifel nur wenige Reihen.
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Wendeluftmaschen
Beim Häkeln in Reihen muss man am Ende der Reihe die Arbeit wenden und dann natürlich für feste Maschen, halbe Stäbchen, Stäbchen etc. an Höhe gewinnen, damit man die neue Reihe normal weiterhäkeln kann. Hier gibt es verschiedene Methoden, um Höhe zu gewinnen, die sich verschieden auf das Maschenbild auswirken.
1. Maschen durch Luftmaschen ersetzen
Man gewinnt am einfachsten Höhe, wenn man das erste Stäbchen durch Luftmaschen ersetzt.
wobei folgende Verhältnisse gängig sind:
feste Masche = 1 Luftmasche
halbes Stäbchen = 2 Luftmaschen
Stäbchen = 3 Luftmaschen
Doppelstäbchen = 4 Luftmaschen
etc.
Achtung: Je nach Wolle, Muster oder Häkler*in können hier löchrige Reihenanfänge entstehen, vor allem bei sehr gleichmäßigen Wollen mit glatterer Oberfläche (Baumwolle z.B.).
2. Wendeluftmaschen + normale Masche im Muster
Hier werden ebenfalls zunächst Luftmaschen entsprechend der benötigten Masche gearbeitet, also z.B. 3 für ein Stäbchen. Anschließend arbeitet man dann die erste Masche für die neue Reihe in genau die gleiche Masche der Vorreihe, aus der auch die Luftmaschen aufsteigen. Dadurch wird der Rand dichter. Hier muss man allerdings aufspassen, dass man am Ende der Reihe nicht versehentlich eine Masche zu viel arbeitet.
Achtung: Je nach Wolle, Muster oder Häkler*in kann der Reihenanfang damit etwas knubbeliger werden, vor allem bei sehr fluffigen Wollen.
3. Feste Maschen statt Wendeluftmaschen
Eine weitere Methode, um den Reihenanfang etwas dicker, aber vielleicht nicht zu dick, zu bekommen, ist das Ersetzen durch feste Maschen. Ein Fototutorial ist bei maschenzaehler.de zu finden.
Fototutorial: Reihenanfang ohne Lücke von den Wendeluftmaschen
Achtung: Das habe ich selbst noch nicht ausführlich getestet, weil ich bisher sehr gut mit der 2. Methode klarkomme.
Im Zweifel gilt wie bei allem: Die Methode, die man wählt muss zu einem passen und vor allem auch zu der Kombi aus Häkelnadel und Wolle, daher kann es sich lohnen einfach alles mal durchzutesten, wenn ihr ein neues Projekt anfangt. Ansonsten könnt ihr euch bei Anleitungen auch einfach an das, was in der Anleitung steht, halten. Oft haben sich die Häkler*innen etwas dabei gedacht verschiedenen Methoden den Vorzug zu geben.
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Garnverbrauch abschätzen
Wer sich fragt, wie weit er*sie mit seinem Garn bei einem bestimmten Häkelstück noch kommt, kann die Küchenwaage zu Hilfe nehmen. Am besten sollte es eine Waage sein, die mindestens aufs Gramm genau wiegen kann.
Man wiegt vor einer Reihe das Garn und danach. Sind alle Reihen gleichlang, weiß man nun, wie viel Garn man pro Reihe ca verbraucht und kann abschätzen, für wie viele Reihen das Garn noch reichen wird. Wird jede Reihe aufgrund von Zunahmen länger, muss man öfter zwischendurch mal wiegen, um noch abschätzen zu können, wie viel Garn man noch brauchen wird.
Neigt sich das Garn dem Ende zu, sollte man öfter mal wiegen, denn so weiß man schnell, wann man noch eine letzte Reihe schafft und wann es sich nicht mehr lohnt noch eine Reihe draufzusetzen (bei vielen Anleitungen kann man ja etwas beliebig groß machen, hier ist es vor allem sinnvoll).
Das gleiche geht natürlich auch, wenn es sich nicht um einzelne Reihen handelt, sondern um Muster, die sich vielleicht über 3 oder 4 Reihen strecken. Allerdings wird es dabei etwas schwieriger, wenn zugleich bei jeder Reihe noch Maschen hinzukommen.
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Häkelarbeit sicher zur Seite legen, auch unterwegs
Häkelprojekte lassen sich super gut unterwegs mitnehmen, aber auch zu Hause sollte man sie gut verstauen, damit nichts aufgeht. Vorteil: Man braucht nur eine Nadel und ein Häkelprojekt hat üblicherweise nur eine einzige Schlaufe, die aufgehen kann, die Arbeitsschlaufe. Projektbeutel (von einfachen kleinen Tüten bis hin zu gekauften oder genähten Beuteln ist alles denkbar) schützen meistens das Häkelprojekt und die Wolle schon sehr gut. Aber trotzdem kann es vorkommen, dass einem die Häkelarbeit etwas aufribbelt, wenn man z.B. beim Rausholen nicht aufpasst.
Die einfachste Variante die Arbeit zu sichern, ist, die Arbeitsschlaufe sehr lang zu ziehen. Falls man dann mit dem Faden irgendwo hängen bleibt, zieht man nicht direkt alles auf, sondern nur am Arbeitsfaden.
Die zweite, ebenfalls recht einfache, Variante erfordert einen Maschenmarkierer oder eine Sicherheitsnadel. Wenn man einen der Maschenmarkierer, die man öffnen kann, (oder die Sicherheitsnadel) in die Arbeitsschlaufe einhängt, kann sich die Schlaufe nicht rausziehen und die Arbeit ist gesichert. Tada!
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Beenden & Vernähen
Um eine Arbeit zu beenden, häkelt man einfach bis zur letzten Masche, schneidet dann den Faden ab -- ich lasse etwa 10-15cm zum Vernähen überstehen -- und zieht den Faden ein letztes Mal mit der Häkelnadel durch die Schlaufe. Gut anziehen und fertig ist es. Naja fast, Vernähen müsst ihr noch.
Wenn ihr so paranoid seid wie ich, was aufgehende Fäden angeht, kann es helfen, beim Vernähen auch ruhig durch den Faden selbst zu stechen, den man gerade vernäht. Also man vernäht ein paar Stiche in die eine Richtung und wenn man dann nochmal zurückgeht, näht man dabei durch den Faden durch, den man gerade vernäht.
Der Anfang einer Häkelnadel geht eigentlich nicht auf, hier braucht ihr nicht so wahnsinnig vernähen, oft reicht es, wenn man den überschüssigen Faden direkt beim Häkeln ein Stück weit mit einfasst und dann wegschneidet, was noch übersteht.
Wenn ihr etwas mit sehr elastischer Wolle arbeitet und die Arbeit auch noch spannen möchtet, würde ich empfehlen das Vernähen erst nach dem Spannen und Trocknen zu machen. Wenn man vorher vernäht, kann es sein, dass man zu eng vernäht und nach dem Spannen sieht man diese Stellen dann wie kleine dicke Knubbel. Wenn ihr erst nach dem Spannen vernäht, kennt ihr schon das Ergebnis und könnt entsprechend vernähen, dass es optisch am wenigsten auffällt.
Video zum Vernähen:
HÄKELN Fäden vernähen ganz einfach
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Waschen und Spannen
Es gibt auch beim Häkeln solche und solche Sachen, manche sind wunderbar, wie sie von der Nadel hüpfen und andere sehen etwas krumpelig aus. Vor allem große Tücher mit aufwändigeren Mustern kommen erst so richtig zur Geltung, wenn man sie ordentlich spannt.
Dazu werfe ich die Häkelarbeit ein bisschen in handwarmes Wasser. Bei Wolle kann man ein bisschen Wollwaschmittel oder Haarshampoo dazugeben. Das lasse ich dann kurz ein bisschen einweichen (nicht ewig) und spüle es dann gut aus. Wichtig ist, dass man nicht reibt, denn dabei kann die Wolle filzen; auch beim Trocknen nicht rubbeln.
Um das Stück aber nicht zu nass auszulegen, nehme ich ein großes Handtuch doppelt, breite darauf das Häkelstück ein bisschen aus und schlage das Handtuch darüber zusammen. 1-2mal falten und ein bisschen mit Händen und Knien draufrumkriechen. So drückt man das Wasser gut aus der Wolle, ohne sie Reibung auszusetzen.
Zum Spannen habe ich Bodenmatten, die man wie Puzzle zusammensetzen kann. Da bin ich in Form und Fläche flexibel. Und dann kommen bei mir einfach Stecknadeln dran, mit denen ich das Häkelwerk von der Mitte nach Außen dann feststecke, wobei ich drauf achte gleichmäßig zu ziehen und zu legen und festzustecken.
Wer keine Matten hat oder anschaffen möchte, kann es auch auf Teppichen und Sofas versuchen. Da würde ich aber immer noch 1-2 Lagen Handtücher drunterlegen, damit nicht alles durchfeuchtet wird.