Wie findet man heraus, was gut aussieht?

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Aultreia
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Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Aultreia » 23. Dez 2022, 19:47

Guten Abend! Ich würde gerne ein Kleid nähen - und darin gut aussehen. Und irgendwie finde ich die Sache unglaublich schwierig und das jetzt nicht so sehr aus technischen Gründen. Denn irgendwie bin ich bei allem was kein T-Shirt ist, extrem verunsichert, weil ich jetzt seit einigen Jahren irgendwie nichts mehr fabriziert habe, das am Ende gut aussah. Ich hole mal ein bisschen aus.

Früher wars so, dass ich ziemlich dünn war (aber breite Hüften) und so meine zwei Rocktypen hatte, die einfach immer gut gepasst haben am Ende und gut aussahen. Das waren in der Regel Röcke, die auf der Hüfte saßen, mit einer Passe und dann die Rockteile entweder gekräuselt oder mit Falten angesetzt. Das hat einfach immer funktioniert und mir gut gefallen.
Mit Kleidern fand ich es da schon schwierig. Aber wenn ich mal äußerst selten ein Kleid haben wollte, dann hab ich es gekauft und konnte es ja anprobieren. Da ist mir aber schon aufgefallen, dass meinem Eindruck nach die verschiedensten Kleiderschnitte bei mir irgendwie sackig aussehen und ich oft den Eindruck hatte, dass ich vor allem älter aussehe in Kleidern (und zwar nicht auf die Art, die man mit 18 cool findet).

Dann hat sich mein Körper durch Zunahme und Krafttraining relativ stark verändert. Oberschenkel kräftiger, Hintern größer, aber auch etwas mehr Oberweite. Taille würde ich relativ ausgeprägt nennen. Das hatte dann erstmal den Effekt, dass ich aus den selbstgenähten Röcken leider rausgewachsen bin. Fand ich zu dem Zeitpunkt schade, aber noch nicht so schlimm.
Ich hab also einfach mal meinen absoluten Lieblingsrock in größer nachnähen wollen und hatte das unangenehme Erlebnis, dass das jetzt völlig beschissen aussah.
Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Ich tue mich echt extrem schwer damit, überhaupt erstmal die jetzt passende Form zu identifizieren.

Ich hab mich mal mit so Figurtypen beschäftigt und da kommt dann raus, dass ich Typ A bin. Und damit sollten angeblich taillierte Kleider mit ausgestelltem Rock bei mir gut aussehen. Super! Das ist das Zeug, das mir auch gefällt.
Aber ich hab gerade Mellie von Pattydoo nähen wollen und es ist wieder ein einziges Fiasko gewesen. Sieht sackig aus, und hat genau den Effekt von nicht-gut-älter. Ich hab noch versucht zu retten, in dem ich z. b. die Taille versetzt habe (kurzer Oberkörper, ich dachte, die Taillenlinie stimmt nicht). Aber es ist einfach schrott.

Ich hab hier schon ziemlich lange einen schwarzen Jersey rumliegen, aus dem ich unbedingt ein Kleid nähen wollte, aber ich trau mich einfach überhaupt nicht mehr, ein Kleid anzufangen.

Also lange Rede, kurzer Sinn: Ich schau auf tolle Kleiderschnittmuster und hab nicht den Mut, ein Kleid zu nähen, weil ich nicht die leiseste Ahnung habe, was mir stehen könnte. Wie wisst ihr sowas?
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Nria
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Nria » 23. Dez 2022, 20:28

Hm. Wenn das Mellie-Kleid "sackig" aussieht, klingt das eher nach der falschen Größe :gruebel: das ist ja eigentlich ein super eng anliegendes Teil?
Könnte auch der falsche Stoff sein - die Stoffwahl ist absolut essentiell für ein gut aussehendes Projekt.

Was ich sehr hilfreich finde: Fotos von einem selbst in möglichst vielen unterschiedlichen Outfits. Und dann genau anschauen, welche Teile gut aussehen und welche nicht - was haben diese Teile gemeinsam? Genauso: Welche Teile sehen eben nicht gut aus und an welchen Elementen liegt das?

Bei manchen A-Typen sind Kleider aber generell schwierig, da sind u.U. Rock+Oberteil besser (zusammen kann das auch wie ein Kleid aussehen, wenn man den gleichen Stoff nimmt) - das ist eine Kombi, die an mir (X-Typ) sehr problematisch ist.
Aber die Libelle ist ein Vogel.
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Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Lillie » 23. Dez 2022, 23:38

Beim Mellie-Kleid ist die Rockansatz-Naht nicht gleich die Taille, und das Kleid wird erst sehr spät weit. Das könnte das Problem sein.
Ist aber ohne Bilder schwierig zu sagen. Wenn du eine ausgeprägte Taille hast sieht es am besten aus diese zu betonen, und was an der Taille lose sitzt sieht schnell sackig aus.

Wie sehen an dir mittlerweile Röcke aus die richtig hoch auf Taille sitzen?

Hast du mal Kleider probiert die im 60s Stil genau ab der Taille ausgestellt sind?

Ich denke so an AnniNanniKleid zum Beispiel.
„Ladiesdress Sophie“ oder „Oblivion“. „Herbstgold“ auch wenn mans nicht verlängert.

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Cyra » 24. Dez 2022, 01:44

Was du brauchst, ist einerseits Ahnung von Proportionslehre und andererseits ein Auge für Proportionen, um die deines Körpers und die von Kleidungsstücken zu erkennen.
Praktisch scheint beides nicht gerade dein Steckenpferd zu sein, aber man kann sich zumindest über Proportionslehre viel anlesen. Zum besseren Erkennen seiner eignen Körperproportionen kann man ein frontales Ganzkörperfoto hernehmen und dort diverse Hilfslinien einzeichnen, z. B. vom weitest außenliegenden Punkt der Schulter zum weitest außenliegenden Punkt der Hüfte zum Erkennen der Körpergrundform (X/H, A, V) oder in Höhe der Schulter und in Höhe der Taille zur Bestimmung des Oberkörperlängenverhältnisses. Es gibt Bücher, wo das im Detail beschrieben ist, die sollen sehr hilfreich sein.

Edit:
Das verlinkte Schnittmuster steht eigentlich nur X-Figuren gut (vorausgesetzt es sitzt auch richtig auf Figur) und ggf. noch V-Figuren. Raglanärmel verschmälern nämlich optisch die Schultern ;)

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Bluemoon » 24. Dez 2022, 06:14

Oder du marschierst stumpf ins nächste grosse Kaufhaus, probierst dort vorsichtig (keine Nahtplatzer usw.) möglichst viele Kleidformen durch und merkst dir die, die gut aussahen.
Auf diese Weise hab ich mir schon viele schöne Schnittmuster aus dem Kopf schlagen müssen aka Nähzeit&Stoff geschont, aber
vor allem auch paar unerwartete Matches entdeckt.
(Und damit das Kaufhaus auch was von der Begegnung hat, ne 3erpackung Katzensocken gekauft. :P )
Umwege erweitern die Ortskenntnis.

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Aultreia » 8. Jan 2023, 10:47

so nach Weihnachten und folgender Krankheit komme ich jetzt endlich mal zum Antworten.
cyra hat geschrieben:Was du brauchst, ist einerseits Ahnung von Proportionslehre und andererseits ein Auge für Proportionen, um die deines Körpers und die von Kleidungsstücken zu erkennen.
Praktisch scheint beides nicht gerade dein Steckenpferd zu sein, aber man kann sich zumindest über Proportionslehre viel anlesen. Zum besseren Erkennen seiner eignen Körperproportionen kann man ein frontales Ganzkörperfoto hernehmen und dort diverse Hilfslinien einzeichnen, z. B. vom weitest außenliegenden Punkt der Schulter zum weitest außenliegenden Punkt der Hüfte zum Erkennen der Körpergrundform (X/H, A, V) oder in Höhe der Schulter und in Höhe der Taille zur Bestimmung des Oberkörperlängenverhältnisses. Es gibt Bücher, wo das im Detail beschrieben ist, die sollen sehr hilfreich sein.
Tipps wo man sich das anlesen kann? Online komme ich auf irgendwelche Stylingberatungsseiten, wo ich dann einen Rechner bedienen kann und anschließend kann ich mir durchlesen, was für X, H, A oder V angeblich gut aussieht. Der Schritt von Körpertyp auf "Und so sieht er gut aus" ist für mich aber schon mal nicht nachvollziehbar. So ähnlich wie "Und wenn man dicke Waden hat, dann sollte man hohe Schuhe tragen, weil sie dann schlanker aussehen." Da gibts in meinem Kopf nur Fragezeichen. Was wenn einem dünne Waden nicht gefallen? Warum machen hohe Schuhe den optischen Eindruck von schlanken Waden? Trainiert diese Fußhaltung nicht eigentlich sogar die Wadenmuskulatur und macht sie damit noch ausgeprägter?
Nria hat geschrieben:Bei manchen A-Typen sind Kleider aber generell schwierig,
Kannst du versuchen, mir die Aussage zu erklären? Das ist ein bisschen wie ich es oben zu cyra geschrieben habe. Wie kommt man von A zu "Kleider sind schwierig." Mir fehlt einfach der Zwischenschritt. :?

[quote:"Nria"] Wenn das Mellie-Kleid "sackig" aussieht, klingt das eher nach der falschen Größe :gruebel: das ist ja eigentlich ein super eng anliegendes Teil?[/quote]
Wenn falsche Größe, dann wäre das Problem eher, dass ich sozusagen an unterschiedlichen Körperteilen unterschiedliche Größen habe. Denn die Schultern haben wirklich exakt gepasst, wie reingegossen sozusagen.
Lillie hat geschrieben:Beim Mellie-Kleid ist die Rockansatz-Naht nicht gleich die Taille, und das Kleid wird erst sehr spät weit. Das könnte das Problem sein.
[...]
Wie sehen an dir mittlerweile Röcke aus die richtig hoch auf Taille sitzen?
Guter Punkt. Das würde bedeuten, dass ich es vermutlich extrem verschlimmbessert habe, als ich dachte ich müsste den Rockansatz weiter nach oben in die Taille verlegen.
Zu den Röcken auf Taille: Gut, dass du das sagst, ich glaube, das hatte ich schon mal versucht. Müsste ich nochmal machen. Falls das gut aussieht muss mich mich dann eben damit anfreunden, dass sich gut aussehen nicht mehr mit gut anfühlen deckt, da ich Hosen und Röcke in der Taille eher unangenehm finde.
Bluemoon hat geschrieben:Oder du marschierst stumpf ins nächste grosse Kaufhaus, probierst dort vorsichtig (keine Nahtplatzer usw.) möglichst viele Kleidformen durch und merkst dir die, die gut aussahen.
So systematisch hab ich das noch nie gemacht, aber auf die Art immerhin schonmal rausgefunden, da so Hemdkleider gar nicht gut aussehen. :mrgreen: Muss dann aber wirklich ein größerer Laden sein. Ich hab den Eindruck, dass man teilweise echt nur Schnitt X, der gerade in Mode ist, in Variationen bekommt.
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Nria » 8. Jan 2023, 11:48

Also: Das Problem an der ganzen Sache ist, dass fast alle Stylingratschläge ein bestimmtes Problem isoliert betrachten, à la "welches Kleidungsstück lässt dich größer wirken/kaschiert dein Bäuchlein/betont deine Taille?" Nur, die wenigsten Leute haben einen komplett gleichmäßigen Körper mit exakt 1 "Problemzone" und z.T. sind die Ratschläge dann gegensätzlich und man guckt dann etwas dumm, wenn man zwei "Problemzonen" gleichzeitig hat :lol:
Ich habe z.B. sowohl eine ziemlich ausgeprägte Taille (von vorne gesehen) als auch ein sehr prominentes Bäuchlein (äh, eher Bauch als Bäuchlein ...). Das Bäuchlein könnte ich mit lockeren Klamotten kaschieren, aber das lässt mich tonnenförmig erscheinen, weil ich ebenfalls sehr viel Oberweite habe und die Taille als optischen Ausgleich brauche. Daher nehme ich einen Kompromiss aus locker fallend und eng anliegend, was meist nur mit einer Taillen-Quernaht (also extra angesetztem Rock) funktioniert. Und genau solche Tipps sind super schwierig irgendwo online zu finden, weil das einfach extrem individuell ist.
Z.B. werden für viel Oberweite ständig Wickeloberteile/-kleider empfohlen, die an mir aber schrecklich aussehen ;) es gibt immer individuelle Besonderheiten, sodass nicht jeder Tipp funktioniert, aber vielleicht dafür ganz andere Sachen, die für die eigene Figur eigentlich nicht empfohlen werden.

Ein wirklich gut passendes Kleidungsstück ist aber immer Grundvoraussetzung! Und ja, dafür muss das Teil unbedingt an jeder Stelle des Körpers die richtige Größe haben. Der schnellste Weg zu einem doof aussehenden Kleidungsstück ist, das Teil nur für eine Körperstelle zu optimieren ;)

Ein Buch, das ich empfehlen kann, ist "The science of sexy" von Bradley Bayou. Ich glaube, es ist als Papierausgabe vergriffen, aber man findet es zumindest als Kindleversion bei Amazon (ich habe keinen Kindle, aber es gibt ja eine Art App dafür). Ich kenne aber nur die Papierausgabe.
Dieses Buch unterteilt auch nach den klassischen Figurtypen, bezieht aber das genaue Gewicht und die Körpergröße mit ein und ist dadurch schonmal viel genauer. Es steht einiges Allgemeines über Kleidung/Styling/etc. drin, aber das Herzstück: Zu jeder Figurtyp-Gewicht-Größe-Kombi gibt es 2 Doppelseiten Infos und 2 Bilder - eins in unvorteilhafter Kleidung, eins in vorteilhafter Kleidung.
Der Autor "optimiert" alles auf die klassische Sanduhrfigur, weil das für uns gefällig aussieht. Sprich, es ist vorteilhafter, schmale Schultern optisch zu verbreitern als die schmalen Stellen zu betonen, weil so die Proportionen ausgeglichen werden.
Ich fand es sehr aufschlussreich, alle Figurkombis anzuschauen, nicht nur meine eigene, weil man wirklich gut sieht, welche Wirkung die Kleidung jeweils hat.

Was auch interessant sein könnte: "The body shape bible" von Trinny Woodall und Susanna Constantine. Das Buch habe ich nicht (ich will es mir seit Ewigkeiten mal besorgen :gruebel: ), aber die Autorinnen hatten mal viele Infos dazu gratis auf einer Homepage und ich fand das sehr interessant. Wie Bradley Bayou teilen sie in mehr als 4 Typen ein und beschreiben die auch sehr eingehend (hier habe ich zum ersten Mal gelesen, dass man auch mit Bäuchlein eine Sanduhrfigur haben kann und dass Birnentypen klassischerweise einen relativ flachen Bauch haben). Zum Buch kann ich bisher nichts sagen, aber ich fand die Herangehensweise sehr hilfreich.

Aultreia hat geschrieben:
8. Jan 2023, 10:47
Der Schritt von Körpertyp auf "Und so sieht er gut aus" ist für mich aber schon mal nicht nachvollziehbar. So ähnlich wie "Und wenn man dicke Waden hat, dann sollte man hohe Schuhe tragen, weil sie dann schlanker aussehen." Da gibts in meinem Kopf nur Fragezeichen. Was wenn einem dünne Waden nicht gefallen? Warum machen hohe Schuhe den optischen Eindruck von schlanken Waden? Trainiert diese Fußhaltung nicht eigentlich sogar die Wadenmuskulatur und macht sie damit noch ausgeprägter?
Natürlich muss niemand sich "vorteilhaft" kleiden! Es gibt aber ein typisches Schönheitsideal - groß, schlank, ausgeglichene Schulter- und Hüftbreite, generell ausgeglichene Proportionen (sehr lange Beine plus kurzer Oberkörper wäre unausgeglichen), schmale Taille, und genau das ist das optische Ziel "vorteilhafter" Kleidung. Ich finde es ganz nützlich, die Wirkung von Kleidung zu kennen ... ob man dann auf genau das Ziel hin optimiert, bleibt einem ja immer noch selbst überlassen. Ich bin 1,54 m groß, pfeife aber auf diverse Vergrößerungstricks (z.B. boykottiere ich hohe Schuhe).
Übrigens: Hohe Schuhe strecken den Fuß und lassen daher die Figur schlanker erscheinen, weil sie "langgezogener" wirkt. Einen ähnlichen Effekt haben z.B. tief ausgeschnittene Ballerinas zu nackten Beinen (Riemchenballerins unterbrechen die Linie dagegen) oder Schuhe in einer ähnlichen Farbe wie Hose/Beine.
Nria hat geschrieben:Bei manchen A-Typen sind Kleider aber generell schwierig,
Kannst du versuchen, mir die Aussage zu erklären? Das ist ein bisschen wie ich es oben zu cyra geschrieben habe. Wie kommt man von A zu "Kleider sind schwierig." Mir fehlt einfach der Zwischenschritt. :?
Ich versuchs mal, aber das ist viel leichter, wenn man es aufzeichnet und nicht so einfach mit Worten zu erklären :lol:
Meine Freundin hat einen relativ flachen Körperbau (von der Seite gesehen), nur der Po ist quasi "rausgestreckt". Ein gerade geschnittenes Kleid vergrößert optisch das Körpervolumen, weil es hinten aufträgt, wenn es nicht knalleng anliegt (und knalleng anliegende Sachen stehen leider den wenigsten Leuten), schließlich muss es irgendwie die Strecke Po-Schulter überbrücken und der Stoff nimmt da den kürzesten, nicht den schmeichelhaftesten Weg.
Ein Kleid mit angesetztem weiten Rockteil funktioniert dann oft besser, aber die Taillennaht muss an genau der richtigen Stelle sitzen, damit der Rock nicht noch mehr Volumen zur Hüftgegend addiert. Ein einzelner Rock rückt sich meiner Erfahrung nach eher selbst an die richtige Stelle.

Generell ist meine Erfahrung: Kleine Änderungen können eine sehr gravierende Wirkung haben - 2 cm mehr oder weniger Länge können ein Kleid von Richtung "trutschig" in "vorteilhaft und schick" ändern, die Höhe der Taille und die Tiefe des Ausschnitts machen superviel aus ... es ist leider einfach ein langer Lernprozess.
Aber die Libelle ist ein Vogel.
Die Libelle war der schönste aller Vögel, wenn man nur einsah, dass sie ein Vogel war. (Per Olov Enquist)

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Miss Porter
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Miss Porter » 8. Jan 2023, 12:31

Wenn falsche Größe, dann wäre das Problem eher, dass ich sozusagen an unterschiedlichen Körperteilen unterschiedliche Größen habe. Denn die Schultern haben wirklich exakt gepasst, wie reingegossen sozusagen.
Du bestehst ja nicht nur aus Schultern ;)
Ich habe auch schon allein mit den drei Hauptmaßen Brust-Taille-Hüfte drei unterschiedliche Konfektionsgrößen.

Konfektionsgrößen (mit denen man ja bei Kaufschnitten auch arbeitet) sind nicht darauf ausgelegt, jedem Menschen mit dieser Größe perfekt zu passen. Sie können das überhaupt nicht leisten, da Menschen so unterschiedlich sind: jede*r hat so viele unterschiedliche Komponenten und nur, weil zwei Menschen den gleichen Brustumfang haben, kann trotzdem einer davon breite Schultern, einen kurzen Oberkörper und breite Hüften haben und der andere schmale Schultern, einen langen Oberkörper und viel Bauch. Auf all diese Varianten kann Konfektion nicht eingehen.

Wenn du aber mit der Zeit für dich heraus findest, aus welchen "Komponenten" du bestehst, kannst du beim Nähen darauf eingehen.
Das sieht bei mir beispielsweise so aus, dass ich beim Rockteil häufig eine Größe größer nehme als beim Oberteil und ich außerdem die Schultern verschmälern muss (looking at you, Burda ;)).
Das ist natürlich mehr Aufwand, als einfach nur eine Größe zu kopieren und zuzuschneiden. Das bedeutet potenziell mehrere Probeteile für ein einziges Kleidungsstück, aber am Ende ist es das wert.



Warum man welche Sachen tragen soll/warum Sachen einem schmeicheln:
Dabei geht es darum, sich möglichst einem Ideal anzunähern. Dieses Ideal, das allgemein als ausgewogen und attraktiv gesehen wird, ist im Moment die X-Figur: Schultern und Hüften ungefähr gleich breit und die Taille dazwischen schmal.

Wenn man diese Figur nicht von Natur aus hat, kann man aber mit verschiedenen "Tricks" den Eindruck erwecken, dass man sie hätte.
Hat man beispielsweise eine V-Figur, also deutlich breitere Schultern als Hüfte, kann man mit Kleidungsstücken, die um die Hüfte herum mehr Volumen haben (z.B. ausgestellte Röcke) das optisch ausgleichen, weil durch mehr Stoff um die Hüfte diese breiter wirkt: Schultern und Hüfte sehen gleich breit aus -> X-Figur
Hat man eine A-Figur (breitere Hüften als Schultern), kann man die Schultern optisch verbreitern, indem man voluminöse(re) Ärmel trägt oder mit einem breiten Ausschnitt (U-Boot, Carmen) eine Querbetonung schafft.

Das sind jetzt erst mal ganz allgemeine Beispiele.

Und das wichtigste dabei ist: willst du für dich überhaupt dieses Ideal erreichen? Nur, weil das im Moment der allgemeine Konsens ist, kann es ja sein, dass du an dir andere Sachen toll findest und betonen willst.
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Buchstabensalat » 8. Jan 2023, 12:57

Wenn du gerne noch ein paar konkrete Tipps haben möchtest, was dir vielleicht stehen könnte, kannst du natürlich auch jederzeit ein oder ein paar Fotos von dir in verschiedenen Klamotten hier hochladen. Anhand von Fotos kann man sehr viel besser Tipps geben, und ich bin sicher, du würdest eine große Fülle an qualitativ hochwertiger Stil- und Schnittberatung bekommen. :)
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Cyra » 8. Jan 2023, 16:21

Ich hab jetzt wiedergefunden, wie das Buch heißt, in dem das mit dem Erkennen der eignen Proportionen beschreiben wird: "Flatter your figur" von Jan Larkey. Selbst hab ichs nicht gelesen (ich hab zum Glück von Natur aus ein sehr gutes Auge für Proportionen und Farben), aber kenne einen sehr ausführlichen Bericht darüber. Darin soll wirklich sehr detailliert auch auf die Grundlagen der Proportionslehre eingegangen sein, wie man seine individuellen Körperproportionen erkennt und wie sich bestimmte Aspekte von Kleidung aus rein proportionaler Sicht auswirken. Deswegen denke ich, dass man sich damit gut das nötige Grundwissen aneignen kann.
Was das Auge als proportional ausgewogen empfindet, ist im Übrigen NICHT zeitgeschmacksabhängig. Der goldene Schnitt ist ja schließlich auch zeitlos ;)

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Aultreia » 14. Jan 2023, 12:13

Buchstabensalat hat geschrieben:Wenn du gerne noch ein paar konkrete Tipps haben möchtest, was dir vielleicht stehen könnte, kannst du natürlich auch jederzeit ein oder ein paar Fotos von dir in verschiedenen Klamotten hier hochladen. Anhand von Fotos kann man sehr viel besser Tipps geben, und ich bin sicher, du würdest eine große Fülle an qualitativ hochwertiger Stil- und Schnittberatung bekommen. :)
Ja, weiß ich doch. :) Aber zum einen habe ich nicht so gerne Bilder von mir im Netz (und mich hier mit dem Hostingproblem noch nicht befasst) und was noch wichtiger ist: Ich würde es gerne verstehen.


Ich fass mal kurz die Literaturtipps zusammen (falls jemand anders mal den Thread überfliegt und nach was nützlichem sucht):
"Flatter your figur" von Jan Larkey
"The science of sexy" von Bradley Bayou
"The body shape bible" von Trinny Woodall und Susanna Constantine
Nria hat geschrieben: Es gibt aber ein typisches Schönheitsideal - groß, schlank, ausgeglichene Schulter- und Hüftbreite, generell ausgeglichene Proportionen (sehr lange Beine plus kurzer Oberkörper wäre unausgeglichen), schmale Taille, und genau das ist das optische Ziel "vorteilhafter" Kleidung.
Miss Porter hat geschrieben:Dabei geht es darum, sich möglichst einem Ideal anzunähern. Dieses Ideal, das allgemein als ausgewogen und attraktiv gesehen wird, ist im Moment die X-Figur: Schultern und Hüften ungefähr gleich breit und die Taille dazwischen schmal.
Vielen Dank dafür, das ist die Verbindung die mir gefehlt hat! Und auch vielen Dank für eure Beispiele, mit denen ihr versucht mir das zu erklären, was dann daraus folgt.
Miss Porter hat geschrieben:Und das wichtigste dabei ist: willst du für dich überhaupt dieses Ideal erreichen? Nur, weil das im Moment der allgemeine Konsens ist, kann es ja sein, dass du an dir andere Sachen toll findest und betonen willst.
Ich hab einen relativ klaren Eindruck von "Sieht gut aus" oder "Sieht nicht gut aus" und wenn ich so drüber nachdenke, dann glaube ich, dass ich da grundsätzlich schon auch eher beim X bin. Aber wie ich gerade gelernt habe: X kann ja noch ziemlich unterschiedlich aussehen (abhängig von Größe, Gewicht, etc.) und da liegen dann neben dem X noch ziemlich viele weitere "Sekundärschönheitsideale" drin, bei denen ich glaube ich nicht mehr mitgehe. Das wären beispielsweise dünne Beine, die mir nicht besonders gefallen, aber meinem Eindruck nach oft als Schönheitsideal vertreten werden (schließe ich mal aus Artikeln über Training für Frauen, in denen es darum geht, dass die Beine schlanger werden sollen, etc.)
Cyra hat geschrieben:Was das Auge als proportional ausgewogen empfindet, ist im Übrigen NICHT zeitgeschmacksabhängig. Der goldene Schnitt ist ja schließlich auch zeitlos ;)
Dazu einer kurze Anekdote: Mein Vater ist Schreiner. Wenn er einen Bilderrahmen macht, dann finde ich dass der immer "daneben" aussieht. Irgendwie ist immer die Rahmenbreite zu schmal. Irgendwann hab ich das zu ihm gesagt und seine Antwort war: "Ich mag den Goldenen Schnitt nicht." :mrgreen:
Für mich völlig unproportional wirkt z. B. diese sackige 20er Mode oder Empire Mode. Wie würdest du das einordnen? Dass man da bewusst unproportional schön findet für eine kurze Zeit? Oder findest du da auch irgendwo die "richtigen" Proportionen?
Der Stachelkranz des Rocksaums, den ich mir um die Schultern lege, um zum Kampf bereit zu sein.

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Cyra » 15. Jan 2023, 06:04

Aultreia hat geschrieben:
14. Jan 2023, 12:13
Mein Vater ist Schreiner. Wenn er einen Bilderrahmen macht, dann finde ich dass der immer "daneben" aussieht. Irgendwie ist immer die Rahmenbreite zu schmal. Irgendwann hab ich das zu ihm gesagt und seine Antwort war: "Ich mag den Goldenen Schnitt nicht." :mrgreen:
:lol:
Natürlich kommt auf das, was das Gehirn als ausgewogene Proportion wahrnimmt, noch der "persönliche" Geschmack und zeitliche und kulturelle Vorlieben drauf. Tatsächlich sind vielen Leuten die letzteren Aspekte bewußter, das ändert aber nichts daran, dass das "Auge" trotzdem immer das gleiche als proportional ausgewogen wahrnimmt ;)
Aultreia hat geschrieben:
14. Jan 2023, 12:13
Für mich völlig unproportional wirkt z. B. diese sackige 20er Mode oder Empire Mode. Wie würdest du das einordnen? Dass man da bewusst unproportional schön findet für eine kurze Zeit? Oder findest du da auch irgendwo die "richtigen" Proportionen?
Ich hol mal mit ein bißchen Grundlagenwissen aus:
Zusammenfassend kann man sagen, dass nach Proportionslehre ein Körper als proportional ausgewogen wahrgenommen wird, wenn obere und untere Körperhälfte das gleiche optische "Volumen" haben, wobei hier eben die optische Gesamtwirkung aus Körper und Kleidung ausschlaggebend ist. Deswegen kann man u. a. mit Schnitten tricksen, weil sich die optische Wirkung des Körpers mit der optischen Wirkung des Schnittes überlagert.
Betrachtet man jetzt erstmal nur den Körperbau isoliert für sich und überträgt das Grundprinzip auf die vier Grundkörperbautypen A, H, V, X, dann sind sowohl H als auch X ausgewogen, weil obere und untere Körperhälfte gleich viel optisches Volumen haben (dass dennoch X besser als H proportioniert wahrgenommen wird, liegt daran, dass X durch die schmalere Körpermitte als schlanker wahrgenommen wird (schrägzusammenlaufende Linien verschmälern optisch) und -das ist dann der Vorliebenanteil- schlank als attraktiver gilt). A und V hingegen sind unausgewogen, weil die eine Körperhälfte jeweils zu viel/zu wenig opt. Volumen im Vergleich zur anderen hat.
Nach dem gleichen Prinzip betrachtet man den Schnitt von Kleidung.
Die 20er Jahre-Mode hat eine H-Form, ist also für sich allein genommen gut proportioniert. Jetzt schau ich, wie Körper plus Kleidungsstück wirken. Ein H-Kleid an einem H-Körper, verändert den H-Körper optisch nicht, verhält sich also absolut neutral. Ein H-Körper kann deswegen (i.d.R.) die 20er-Jahre-Mode sehr gut tragen. Bei den anderen Körperformen sieht das aber anders aus. H-Kleid auf X-Körper läßt optisch die Taille verschwinden (je steifer der Stoff, desto mehr), dadurch wirkt der X-Körper "dicker" als er eigentlich ist, und dieses "Dickerwirken" löst das Empfinden aus, dass dieses Kleidungsstück an diesem Körper unvorteilhaft ist (obwohl es eigentlich immernoch gut proportioniert ist). H-Kleid aus sehr fließendem Stoff an A- oder V-Körper verhält sich weitgehend neutral, die optische Wirkung des Körpers bleibt ein A oder V (was aber eben unausgewogen wirkt). Je steifer jedoch der Stoff ist, desto mehr dominiert optisch die H-Form des Kleides. Das für sich allein betrachtet ist gut, es führt zu optisch ausgewogeneren Proportionen. Aber! Unser Auge nimmt nicht nur diesen Effekt wahr, sondern gleichzeitig auch, dass an der jeweils schmaleren Körperhälfte optisch Volumen aufgetragen wird, der Körper somit in der Gesamtwirkung "massiger" wird, was wir wiederum als unvorteilhaft wahrnehmen.
Empire-Kleidung hat abhängig vom konkreten Schnitt unterschiedliche optische Formen. Da man mit dieser Bezeichnung landläufig ein Kleid mit schmalem Oberteil, höher sitzender Taille und a-förmigem Rock verbindet, schreib ich dazu was. Der Schnitt läßt das Oberteil im optischen Gesamtvolumen deutlich kleiner wirken, weil es sowohl schmal als auch kurz geschnitten ist. Kombiniere ich das mit einem A-Körper, bei dem die obere Hälfte im Verhältnis zur unteren sowieso schon zu wenig optisches Volumen hat, potenziert das Kleid die vorhandene "oben zu wenig, unten zu viel"-Optik noch und ist damit unvorteilhaft. Kombiniere ich es hingegen mit einem V-Körper, gleichen sich die gegensätzlichen Proportionsverhältnisse aus, oben, wo der Körper zu viel opt. Masse hat, reduziert das Kleid sie, unten, wo der Körper zu wenig opt. Masse hat, trägt das Kleid Masse auf. Somit haben wir im Gesamtergebnis ausgewogene Proportionen und der Kleidschnitt ist vorteilhaft. Bei H- und X-Körpern bewegt es sich anhängig von Stoffwahl und Schnittdetails und je nachdem, ob die Körper- oder die Kleidform optisch präsenter ist, zwischen neutral bis unvorteilhaft.
(das war jetzt nur die Betrachtung für die optische Breite und Volumen, obendrauf kommt ja dann noch die Auswirkung auf die optische Länge durch die tiefer- bzw. höherligende Taille der beidenvorgenannten Moden)

Ist das für dich jetzt nachvollziehbarer?

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Aultreia » 16. Jan 2023, 23:33

Ja, das war sehr ausführlich! Vielen Dank!

Das bedeutet dann auch, wenn ich eine V-Person :kicher: oder eine A-Person nehme und dort nur die Taille betone, dann mache ich es unter Umständen genau falsch (obwohl eine schlanke Taille als schön gilt), weil ich damit den oberen V- und den unteren A-Teil noch betone? Dann wirkt die Person unförmiger als vorher. Könnte das sein? (Ich versuche zu testen, ob ich es verstanden habe :mrgreen: )
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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Cyra » 18. Jan 2023, 01:47

Kann passieren, ja. Kommt dann darauf an, wie ausgeprägt die V- und A-Form sind und wie die Kleidung sonst geschnitten ist. Bei einem V-Körper betont die Taillierung die breiten Schultern und somit die V-form des Oberkörpers. Je stärker das V von natur aus ist, je mehr der Schnitt des Oberteils die Schulterbreite betont und je weniger du im Unterteil "gegensteuerst" desto unvorteilhafter wirds. Ziehst du dem V dazu aber einen ausgestellten Rock an, sodas unterhalb der Taille ein deutliche A-Form entsteht, dann hast du in der Gesamtoptik ein X und die Taillenbetonung ist vorteilhaft.
Bei einem A-Körper ist das ein bißchen komplexer, weil du da i. d. R. nicht so eine deutliche A-Geometrie hast, die Hüften sind ja meist nicht so deutlich dreiecksförmig und bei den Oberkörpern reicht die Bandbreite von ebenfalls A-förmig über gerade bis hin zu leichtes V. Auf jeden Fall sieht aber die Hüfte breiter/massiger aus, wenn das Unterteil eher schmal geschnitten und gleichzeitig eine stark Taillierung besteht. Kräftige Hüften in einem engen Unterteil plus stark formendes Korsett ist deswegen reichlich unvorteilhaft. Hat die A-Person aber keinen so ausgeprägt kräftigeren Unterkörper im Verhältnis zum Oberkörper und eher einen V-förmigen Oberkörper, dann kann eine Taillierung auch dazu führen, dass die eh schon vorhandene V-Form des Oberkörpers optisch in den Vordergrund tritt und weniger die Taille schmaler, dafür mehr die Schultern breiter wirken läßt. Das kann dann dazu führen, dass die breiten Hüften optisch zurücktreten. Dieser optische Trick funktioniert aber wirklich nur, wenn die A-Form insgesamt nicht so deutlich ausgeprägt ist und eh schon ein ausgeprägte Taille da ist.

Wie du siehst ist es sehr komplex. Die optische Wirkung ergibt sich eben aus vielen Einzelkomponenten. Du kannst nie nur eine Komponente isoliert betrachten, sondern musst immer schauen, welche Folgeeffekte die optische Veränderung einer Einzelkomponente in der Gesamtschau mit allen anderen hat. Eine in der Einzelbetrachtung ungünstige optische Veränderung kann in der Gesamtschau unproblematisch sein oder durch optische Veränderung an anderer Stelle ausgeglichen werden (s. obiges Beispiel mit dem A-förmigen Rock am V-Körper).

So ein Grundschnitt z. B. hat ja auch eine deutliche Taillenbetonung, würde aber prinzipiell an allen Figurtypen gehen. Du musst nur den Schulter- und/oder Rockteil in Schnitt/Material anpassen. Der A-Körper braucht die Schultern betonter und weniger abfallend(z. B. durch Schulterpolster) und gleichzeitig den Rock eher weichfallend. So erhalt der Oberkörper mehr optisches Gewicht, während der Unterkörper optisch etwas zurück tritt. Der V-Körper brauchts genau andersrum. Der H-Körper sollte insgesamt einen eher steifen Stoff nehmen um Schulter und Hüfte zu betonen, sodass die Taille in der Folge schmaler wirkt. Beim X ist der Fall des Stoffes egal, er sollte nur überall gleich sein.

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Re: Wie findet man heraus, was gut aussieht?

Beitragvon Nria » 23. Jan 2023, 20:55

Ich habe gerade ein schönes Video gefunden: Why I Look Bad in Everything I Wear? How to Dress for Your BODY SHAPE | 96 Body Shape Type Indicator

Hier werden nicht nur die Front-, sondern auch Seitenansicht und Schulterform einbezogen. Tipps gibt es allerdings wieder nur für einzelne "Problemstellen", nicht für die Komplettansicht (mit den üblichen Problemen - ich habe superschmale Schultern und trage Cup G; die Tipps für beides sind exakt gegensätzlich :lol: ). Aber ich finde, sich überhaupt mal darüber bewusst zu werden, dass es ja noch andere Faktoren als "von vorne gesehen breite/schmale Schultern/Hüften und viel/wenig Taille" gibt, ist schon hilfreich. Daran kann es nämlich scheitern, wenn man brav die Tipps für eine A-Figur befolgt und es trotzdem blöd aussieht.

Aber es ist eben nur ein einzelnes Video und darin kann man halt nicht ausführliche Tipps für 96 Figurkombinationen geben. Jemand sollte mal ein Buch drüber schreiben :mrgreen:
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