Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Wenn ihr ein Thema habt das zwar mit Nähen/etc zu tun hat, aber in kein anderes On-Topic Board passt, dann versucht es mal hier.

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aliena
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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon aliena » 26. Dez 2020, 22:40

Ich habe mir tatsächlich dieses Jahr auch den "Luxus" gegönnt, zwei Geschenke einfach zu kaufen statt sie selbst zu machen. Zwar werden genau diese beiden sehr wertgeschätzt und ich mache es auch eigentlich gerne (Kostüme für die Kinder meiner Cousine), aber es war ressourcenmäßig einfach nicht drin.
Ich finde es auch immer schwierig, den Grat zwischen "Mache ich gerne" und "mache ich aus Pflichtgefühl" zu finden. Mangelnde Wertschätzung ist bei mir kein Thema, mangelnde Kreativität der Gegenseite für meine Geschenke schon eher. Aber ich mache auch furchtbar ungern unpersönliche generische Geschenke, deswegen ist kaufen nicht unbedingt einfacher.
Mein generisches Weihnachts-go-to-DIY sind allerdings Pralinen. Die sind selbstgemacht natürlich mehr "wert" als gekauft und nebenbei bemerkt günstiger, wenn man damit alle zu Beschenkenden versorgt, die nicht unbedingt das persönlich ausgewählte Specialitem bekommen. Außerdem hab ich dann immer noch ein paar über als Backup für diese Leute, die mir einfach unvermutet Sachen schenken oder die ich nicht auf dem Schirm hatte, aber spontan trotzdem beschenken möchte.
Dinge passieren eben, und damit hat's sich
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KimKong
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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon KimKong » 27. Dez 2020, 08:47

Früher sehr, da bin ich aber oft böse enttäuscht worden. Das hat geholfen, sehr zu reflektieren.

inzwischen kann ich gut abwägen: sind Ideen, Zeit, und vor allem Lust vorhanden. Und: kann die Person die hinein fließende Energie/Aufwand wertschätzen.
Nur dann mache ich was.

Über Jahre habe ich zb gar nichts genäht. Dann weigere ich mich auch, meinen Eltern die Hosen zu kürzen. Abstecken gern, aber dann sollen sie die zur Rentnerin zu geben, die sich 4€ pro Hose fragt - nur weil ich kann, heißt das nicht, ich muss. (Dafür nähe Ich jetzt zb ein super aufwändige, individuelle Didgeridoo Tasche für meinen Papa, weil das endlich mal was ist, was er sich nicht einfach so selber kaufen kann)

Ansonsten: da wo andere ne Flasche Schnaps (Sekt/Wein) ggf. Mit Schein dran verschenken, habe ich den Anspruch, was selbstgemachtes zu verschenken: dann gibt's eine Flasche selbstgemachten Likör, Met, Sirup, Chutney oder Marmelade, am liebsten schön verpackt :) das mache ich das ganze Jahr über immer saisonal auf Vorrat, weil's mir Spaß macht.

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The Wheel of time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again. In one Age, called the Third Age by some, an Age yet to come, an Age long past, a wind rose in the Mountains of Mist... RIP Robert Jordan

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Die Rote IRis » 27. Dez 2020, 11:04

Ja, das kenn ich sehr gut, vor allem wenn es um Hochzeiten und Geburten geht. Wobei es glaube ich weniger so ist dass es von mir erwartet wird, sondern eher dass ich mich verpflichtet fühle.
Das mit dem schlechten Gewissen kann ich gut nachvollziehen, ist aber überhaupt nicht gerechtfertigt, denke ich.

Ich handhabe es inzwischen wie Rhuna, wenn ich von vornherein weiß dass Selbstgemachtes eh nicht geschätzt wird, dann mache ich auch nichts. So geschehen im Herbst zur Hochzeit meines Cousins. Dann gabs halt ein generisches Geldgeschenk. Punkt.

Meine Schwiegereltern verschenken z.B. auch nur generischen Schmarrn, ohne sich irgendwelche Gedanken über den Empfänger zu machen. Inzwischen mache ich das auch so. Wald. Rufen. Und so.
Even if the whole world is nothing but a bunch of jerks doning jerk-type things, there is still liberation in simply not being a jerk - Eihei Dogen

Im Übrigen bin ich der Meinung dass wir in Zukunft statt von 'Klimawandel' von 'Klimakrise' sprechen müssen.

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Miss Porter
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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Miss Porter » 27. Dez 2020, 11:38

Ich verschenke gern Selbstgemachtes.
Dabei überlege ich aber vorher, ob jemand das zum einen zu schätzen weiß und zum anderen es gebrauchen kann.
Die Rote IRis hat geschrieben:
27. Dez 2020, 11:04
So geschehen im Herbst zur Hochzeit meines Cousins. Dann gabs halt ein generisches Geldgeschenk. Punkt.
Vor ein paar Jahren habe ich zu einer Hochzeit ein größeres Geschenk selbst gemacht. Da hatte ich vorher gefragt, ob das Brautpaar so etwas brauchen kann/sich freuen würde.

Dieses Jahr wünschte sich das das Brautpaar explizit Geld. Ich habe diesem Wunsch entsprochen und Geld in eine hübsche Karte gelegt. Hätte ich eine Idee für etwas Selbstgemachtes gehabt (die ich diesmal einfach nicht hatte und auch mitten in einem Umzug nicht wirklich Zeit gehabt hätte umzusetzen), hätte ich auch wieder vorher gefragt. Auf dem Geschenketisch stapelten sich dann aber voluminöse Geschenke und Geldgeschenk-Verpackungen, bei denen ich mich fragte: Ist das nicht hauptsächlich eine Bürde für die beiden? Irgendwie müssen die das ja alles transportieren und wahrscheinlich werden aus Platzgründen die meisten Basteleien schnell weggeworfen.
Natürlich habe ich nicht jedes einzelne Geschenk begutachtet oder gar ausgepackt und selbstverständlich kann es gut sein, dass jemand gefragt hat, ob sie X gebrauchen können und es dann geschenkt hat. Eine Bastelei von sehr engen Freunden wird vielleicht als Erinnerung aufgehoben, aber hebt man 10 Basteleien auf?
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn sich jemand explizit etwas wünscht, mache ich nicht aus Prinzip etwas selbst, um etwas Selbstgemachtes geschenkt zu haben.


Tatsächlich habe aber auch ich gemerkt, dass die Erwartungshaltung hauptsächlich bei mir vorhanden ist und weniger bei anderen, obwohl die anderen sich über Selbstgemachtes freuen.
Die wissen aber auch, dass man manchmal einfach nicht die Zeit oder die Energie oder die Ideen hat und es ist auch völlig in Ordnung, wenn es etwas Gekauftes gibt.

Dass ich enttäuscht bin, wenn ich in einem Jahr meine "Weihnachtstradition" nicht schaffe, ist wieder was anderes ;)
You'd be surprised how many beautiful gowns have crazy women in them!
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Priscylla
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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Priscylla » 27. Dez 2020, 16:55

Ooooh ja,
früher da hab ich mich echt unter Zugzwang gesetzt. Da war ich Schülerin/Stundentin und hatte mehr Zeit aber wenig Geld. Da gab es mehr Selbstgemachtes.

Leider ist das dann bei Leuten echt ausgeartet, die dann immer mehr verlangt haben.
Das Beispiel, was mich dann vom selber machen abgebracht hat (also der Hauptgrund):
Aussage der Mutter: "Der X wünscht sich das Filmkostüm XYZ. Ich hab mal im Internet gesucht. Da gab es das für FÜNFZIG Euro zu kaufen! Kannst du ihm das nicht nähen?" Ich hab es tatsächlich einmal gemacht aber die Forderungen (gerade aus der Ecke) mit Filmkostümen kamen dann häufiger. Da hab ich dann mal laut gegen gerechnet: Materialkosten ca. 40 bis 70 Euro, ca. 10 Stunden Arbeitszeit. Da ich als Ingenieur arbeite, hab ich ganz dreist meinen Stundenlohn angesetzt und da kam ich dann bei einer schicken Summe raus. Da hat die Geschenke-Verlangende schon die Augen aufgerissen. Erst kam da noch das Argument: "Aber es ist doch dein Patenkind" - und da hab ich dann gefragt, was die anderen Paten so schenken. Als ich da erfahren habe, dass die dem Kind ein Schleich-Tier für unter 20 Euro schenken, da hab ich für mich beschlossen eben nichts mehr selbst zu machen.

Geschenke gibt es seit dieser Situation von mir nur noch höchst selten als Selbst-gemacht. Und dann auch nur, wenn ich A) die Zeit habe, B) wenn es für eine Person ist, die den Aufwand zu schätzen weiß und C) wenn ich eine Idee für ein Geschenk habe.
Ich weiß noch, wie häufig ich früher in Zeitnot geraten bin, mich unter Druck gesetzt und und unter Druck gesetzt gefühlt habe. Es hat schon seine Zeit gedauert, bis ich bei gekauften Sachen kein schlechtes Gewissen mehr hatte. Aber warum hatte ich da überhaupt ein schlechtes Gewissen?

Inzwischen ohne den Druck und das schlechte Gewissen lebe ich befreiter und besser. Das selbst Geschenke machen hat mich nur gestresst.
Zum Glück habe ich aber mit den allermeisten Freunden einen Nicht-Angriffs-Pakt und wir schenken uns gegenseitig nichts zum Geburtstag. Heißt für jeden einzelnen, dass man nicht x mal im Jahr nach Ideen suchen muss und dass man selbst zum Geburtstag auch keinen Tinnef/Schund bekommt, den man ohnehin nicht will. Macht das Ganze also noch einfacher. Statt dessen verabredet man sich gerne zusammen zum Essen oder zum KrimiDinner und "schenkt" sich so die Zeit miteinander.
Man muss mit ALLEM rechnen - auch mit dem Guten!

Mein Kreativitäts-Archiv - aktuell: Tudor-Ballkleid in schwarz und rot

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Luthya » 27. Dez 2020, 19:01

Ich verschenke nur dann selbstgemachte Sachen, wenn ich lust dazu habe.
Es nervt mich eher, wenn jemand mich fragt, ob ich ihm was machen könne, ohne dabei überhaupt einen Schimmer zu haben, was für Arbeit dahinter steckt. Aufwändigere Projekte werden gefühlt (bei mir) oft wenig gesehen/gewertschätzt.
Ich verschenke zwar relativ oft selbstgemachte Sachen, aber meistens sind das Dinge, die mir leicht fallen und für mich nicht viel aufwand bedeuten (Badesalz zB.).
Ich verlasse mich auf meine Sinne - Irrsinn, Wahnsinn, Blödsinn.

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Grünzeug » 27. Dez 2020, 20:28

Geschenke sind in erster Linie für den Beschenkten da... wenn da was Selbstgemachtes gut ankommt dann gern, sonst gibts halt was von der Stange/Regal/... Wichtig ist auch was grad gut ankommt bzw. gebraucht wird, ein Kissen kann ich prima selber zusammenfrickeln, robuste Schuhe weniger.
Was ein guter Kompromiss ist der wenig Aufwand macht und meist gut ankommt: Etwas fertig gekauftes mit ein wenig eigener Werkelei ergänzen, selbst langweilige Standardsachen bekommen damit eine persönliche Note.

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Nachtdrossel » 28. Dez 2020, 11:23

Eine Zeit lang habe ich zu Weihnachten auch hauptsächlich selbstgemachtes verschenkt. Mittlerweile hat sich das etwas eingepegelt.
Wenn ich eine Idee habe UND Zeit dafür habe dann ja (manchmal gibt es die Geschenke dann halt auch etwas später).
Für manche Personen nähe ich gerne was aber es gab auch schon oft genug Fälle in der Vergangenheit, da ist dann wirklich nichts zurück gekommen. Das muss es nicht immer, aber wenn man dann zwei drei mal Zeit, Mühe und Gedanken investiert hat und nur ne DVD zurück bekommt und in der Freundschaftauch nicht mehr viel passiert, dann hat man irgendwann auch keine Lust mehr. Ich bin nicht der Typ der aufrechnet wem ich was für wie viel schenken oder was es wert ist/was ich zurück bekomme. Das Gefühl muss passen und generell das Verhalten in der Freundschaft.

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon FrauHorror » 28. Dez 2020, 17:37

Hm, ein interessantes Thema!
Ich muss sagen, bei mir ist es genau umgekehrt. Ich würde sehr gerne mehr selbstgemachten verschenken, verzichte aber idR darauf, weil ich einfach feststellen musste, dass das oft nicht wertgeschätzt wird und sich die Mühe vermutlich nicht lohnt.
Ich habe z.B. meinr Nichte zur Taufe ein recht aufwändiges Kleid genäht. Gesehen hab ich es nie an ihr oder ihrer Schwester. Es gibt auch kein Foto auf dem es eine der beiden trägt und wurde auch nie wieder erwähnt. Ich erwarte sicher keine ewige Dankbarkeit aber eine kurze Nachricht mit Foto wäre doch nett gewesen.
Nur für meine Mama mache ich gerne Sachen selbst, weil sie sich immer freut und das sehr schätzt. Ihr schenke ich auch quasi ausschließlich selbstgemachtes.

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Moon-Elf » 31. Dez 2020, 20:00

Ich habe es ebefalls schon oft erlebt, wie wenig Wertschätzung Selbstgemachtes erfährt bzw anderen gar nicht bewußt ist, wie viel Arbeit darin steckt.

Ich verschenke meistens selbstgemachtes, auch an Leute, die selber mit DIY vielleicht wenig zu tun haben. Allerdings habe ich das Glück, dass in meinem Freudens/Bekanntenkreis ich bislang immer eine sehr positive Rückmeldung und aufrichtigen Dank dafür bekommen habe.
Ausnahme ist meine Schwiegermutter. Zwei Dinge, die ich ihr gemacht habe (Tischläufer und Servietten bestickt), hat sie noch nie benutzt. Vielleicht, weil es "zu schade" ist, vermute ich. Einerlei, jetzt bekommt sie halt immer Socken, freut sie sich genau so, und die trägt sie zumindest.
Nur ist es manchmal auch echt zeitraubend, und teilweise setze ich mich selber zu sehr unter Druck. :|
Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist

Und fall ich auch brennend/dem Meere entgegen/ist Freiheit niemals/ein vermessenes Streben...
madeye hat geschrieben:Um ehrlich zu sein halte ich sie für eine menschliche Strickmaschine
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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Adala » 1. Jan 2021, 16:27

Ich verschenke generell extrem wenig, weil ich extrem unkreativ darin bin, was sich jemand wünschen könnte. Selbstgemachtes gibt es noch seltener, denn zum einen, wüsste ich halt gar nicht was, zum anderen sehen viele keinen besonderen Wert im Selbstgemachten (was vollkommen ok ist, dann muss ich mir aber nicht die Arbeit machen).

Im Gegenzug vielleicht noch die andere Perspektive: ich bekomme (außer essbarem) sehr ungern Selbstgemachtes geschenkt. Nicht, will ich es nicht wertschätze, sondern gerade deshalb. Wenn etwas Gekauftes meinen Geschmack nicht ganz trifft oder nach einiger Zeit nicht mehr gebraucht wird, kann ich es weitergeben. Bei Selbstgemachtem, bei dem ich weiß wieviel Aufwand drin steckt, bringe ich das nicht über mich und habe deswegen dauerhaft etwas rumzuliegen, was mir ein schlechtes Gewissen macht. (Aktuelles Beispiel: gepatchworkte Umrandung für das Babybett von meiner Mutter. Wunderschön, aber das Babybett ist lange weg...)

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Levanna » 12. Jan 2021, 17:11

linse, ich musste beim Lesen Deines Beitrages immer wieder schmunzeln, weil ich mich da sehr oft wiedergefunden habe - und in vielen anderen Beträgen auch.

Ich verschenke auch hauptsächlich Selbstgemachtes und auch bei mir ist da ein gewisser Druck, der allerdings nicht von außen, sondern aus mir selbst heraus kommt. Von früher spielt da manchmal noch der Geldaspekt rein (wenn möglich selber machen statt Geld dafür auszugeben), weil ich früher kaum Geld hatte, aber viel relevanter ist da heute mein eigener Anspruch, etwas Individuelles, Schönes, Nützliches zu schenken. Teilweise Sachen, die es so gar nicht zu kaufen gibt, oder wo ich mir denke "Wenn ich das selbst mache, wird's aber schöner/besser." Auch spielt da mit rein, dass ich mich so viel wie möglich aus diesem typischen Konsum rausziehen will und inzwischen einen großen Widerstand habe, Dinge zu kaufen. Bei Dingen, bei denen Selbermachen als Alternative vorhanden ist, fällt es mir dann schwer, das nicht zu tun. Wenn ich es selber mache, kann ich alles gestalten, wie ich es haben mag - da spielen dann Ästhetik und Qualität eine Rolle, aber auch Materialien (oft Upcycling/Verwertung von Sachen, die ich da habe), Müllvermeidung, ich kenne die Arbeitsbedingungen, unter denen es hergestellt wurde, etc. ...

Der Druck von außen kommt bei mir inzwischen quasi gar nicht mehr, weil ich da alle Aspekte nach und nach aus meinem Leben "verbannt" habe. Die typischen "Oh, Du kannst das selber machen? Dann kannst Du doch für mich mal...!" kenne ich auch nur zu gut, aber Menschen mit dieser Haltung habe ich systematisch aus meinem Freundeskreis aussortiert oder aufgeklärt. (Gerade beim Nähen ist auch oft total hilfreich gewesen zu sagen: "Ach, noch besser: Du machst das einfach selbst und ich helfe Dir, wenn Du nicht weiterweißt. Das ist nämlich gar nicht so schwer." - Ich meine das Hilfsangebot sogar vollkommen Ernst, aber selten ist da mal jemand drauf eingegangen. Meine Ruhe hatte ich mit dem Thema dann aber immerhin.)
Und auch das Thema "sich was schenken müssen" habe ich inzwischen nicht mehr. Generell ist das für mich ein Widerspruch in sich, denn ein Geschenk gebe ich freiwillig, bedingungslos und aus vollem Herzen, nicht aus Pflicht und als Gegenleistung für ein anderes "Geschenk". So schenke ich nur, wenn ich es selber möchte. "Geschenkpflichtige" Events wie Geburtstage oder Weihnachten sind inzwischen alle verworfen oder abgewandelt worden, Menschen, die Geschenke erwarten, habe ich nicht mehr in meinem Freundeskreis (inkl. Familie) - und wenn doch mal jemand da etwas erwartet, kann ich das gut bei der anderen Person lassen.

Wenn also von mir wer etwas geschenkt bekommt, dann gezielt um der Person eine Freude zu machen - und da habe ich dann auch gleich im Blick, wer Selbstgemachtes wirklich wertschätzt. Vor ein paar Wochen beispielweise habe ich im Freundeskreis eine Wichtelrunde organisiert, weil ich da mal wieder total Lust drauf hatte. Ich habe eine gute Freundin bewichtelt und in ihr Geschenk über zwei Wochen lang fast täglich Zeit investiert, insgesamt viele Stunden - das hätte ich auch nicht für jede*n in der Runde getan, aber bei ihr war ich mir sicher, dass sie das wertschätzt, und da habe ich es dann auch nicht bereut, da so viel Zeit reingesteckt zu haben.

Adala hat geschrieben:Wenn etwas Gekauftes meinen Geschmack nicht ganz trifft oder nach einiger Zeit nicht mehr gebraucht wird, kann ich es weitergeben. Bei Selbstgemachtem, bei dem ich weiß wieviel Aufwand drin steckt, bringe ich das nicht über mich und habe deswegen dauerhaft etwas rumzuliegen, was mir ein schlechtes Gewissen macht.
Das kann ich gut nachvollziehen, und gleichzeitig finde ich es total wichtig, da zu unterscheiden zwischen Wertschätzung und... mir fehlt das passende Wort... Persönlichem Nutzen? :gruebel:
Beispiel: Ich habe vor vielen Jahren meiner ersten Nichte mal ganz stolz ein kuscheliges Winterkleidchen genäht. Das ist echt schön geworden, meine Schwester hat sich auch mega darüber gefreut - die Wertschätzung war auf jeden Fall da! Ich glaube, meine Nichte hatte dieses Kleidchen einmal an, und auch ihre jüngere Schwester später hat das nie getragen... Es hat einfach bei denen nicht zum Alltag und Lebensstil gepasst - schade, aber ich verstehe es vollkommen und bin gar nicht böse. Ich muss meine Schwester mal fragen, was sie letztendlich damit gemacht hat, aber ich würde mich total freuen, wenn ich erführe, dass sie das an jemanden weiterverschenkt hat, wo es wirklich genutzt wird, statt aus sentimentalen Gründen im Schrank zu verschimmeln.
Egal, wie viele Gedanken ich mir bei einem Geschenk mache, ob es die Beschenkten wirklich mögen und gebrauchen können, kann ich nie garantieren - da ist es für mich ganz selbstverständlich, dass Geschenke auch weitergegeben werden dürfen. Auf dem Müll landen sollte es natürlich nicht, aber wenn es weitergegeben und da dann tatsächlich genutzt wird, ist das für mich definitiv doppelte Wertschätzung. :)

Zum Geldaspekt fand ich es ganz interessant, dass da einige Leute in meinem Umfeld mal die Rechnung aufgestellt haben: "Da gehe ich lieber zwei Stunden mehr arbeiten und gebe das Geld dafür aus, als es selbst zu machen." Den Gedanken, da als wichtigste Ressource die eigene Zeit zu nehmen, finde da total gut, und gleichzeitig hängt das ja von verschiedenen Faktoren ab. Wenn ich als Selbstständige massenhaft potentielle Aufträge habe und bei zwei Stunden Arbeit 140€ netto rausbekomme, die ich nicht verdienen würde, wenn ich stattdessen die Zeit mit Werkeln verbringe, ist das was anderes, als wenn ich 10€ oder weniger pro Stunde bekomme, oder auch wenn die Alternative zum Werkeln nicht arbeiten ist, weil keine Aufträge/Arbeit optional bereitstehen...
Bevor ich jetzt zu sehr vom Thema abkomme... Weshalb ich das anbringe: bei der Entscheidung, mache ich das jetzt selbst oder nicht, finde ich es total wichtig im Blick zu haben, dass ich dafür meine Lebenszeit investiere und dass das eine wertvolle Ressource ist. Ist es mir das in diesem individuellen Fall Wert oder nicht?

Meine Güte, zu dem Thema könnte ich echt noch viel (mehr) schreiben, aber ich belasse es mal dabei - ist ja schon mehr als genug. :lol:

Ganz liebe Grüße,
Levanna

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Florence » 12. Jan 2021, 17:27

Levanna hat geschrieben:
12. Jan 2021, 17:11
Zum Geldaspekt fand ich es ganz interessant, dass da einige Leute in meinem Umfeld mal die Rechnung aufgestellt haben: "Da gehe ich lieber zwei Stunden mehr arbeiten und gebe das Geld dafür aus, als es selbst zu machen." Den Gedanken, da als wichtigste Ressource die eigene Zeit zu nehmen, finde da total gut, und gleichzeitig hängt das ja von verschiedenen Faktoren ab. Wenn ich als Selbstständige massenhaft potentielle Aufträge habe und bei zwei Stunden Arbeit 140€ netto rausbekomme, die ich nicht verdienen würde, wenn ich stattdessen die Zeit mit Werkeln verbringe, ist das was anderes, als wenn ich 10€ oder weniger pro Stunde bekomme, oder auch wenn die Alternative zum Werkeln nicht arbeiten ist, weil keine Aufträge/Arbeit optional bereitstehen...
Bevor ich jetzt zu sehr vom Thema abkomme... Weshalb ich das anbringe: bei der Entscheidung, mache ich das jetzt selbst oder nicht, finde ich es total wichtig im Blick zu haben, dass ich dafür meine Lebenszeit investiere und dass das eine wertvolle Ressource ist. Ist es mir das in diesem individuellen Fall Wert oder nicht?
Guter Punkt!
Diese Rechnung kann man wirklich nur aufmachen wenn man selbstständig ist und eine entsprechende Auftragslage hat. Ich bin angestellt und bekomme Überstunden nicht ausbezahlt (nur Freizeitausgleich, was nicht das schlechteste ist).
Damit ist die Rechnung für mich eher: Ist mir dieser Geldbetrag meine Freizeit - im wahrsten Sinne des Wortes von "freie Zeit" das wert.
Beim Werkeln/Nähen/Basteln steht das nicht so sehr im Vordergrund für mich, denn das bereitet mir Freude, einmal die Tätigkeit an sich, und dann der Gedanke jemand anders damit eine Freude zu machen. Wenn es mir keinen Spaß macht, dann tu ich es nicht, ist ja schließlich ein Hobby.
Deutlicher ist das für mich bei Dingen die ich zwar eventuell könnte, aber die mir echt keinen Spaß machen. Zum Beispiel Fahrrad reparieren oder so was. Das ist dann schon die Frage: Ist es mir meine Freizeit wert, dass ich da jemand anders für bezahle?

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Re: Einmal DIY - immer DIY? Wie verpflichtet fühlt ihr euch?

Beitragvon Gräfin von Koks » 18. Jan 2021, 21:16

Ich verschenke selbstgemachtes nur wenn ich Lust, Zeit, Nerven und eine Idee habe.

Ausnahmen gelten für Sachen, die man aufessen/ trinken kann, dass hat sich bei uns im Freundeskreis nett etabliert und wird meistens verschenkt.

Ich fühle mich auch niemandem gegenüber verpflichtet Hosen zu kürzen, Gardinen zu nähen oder sonst was in meiner Freizeit zu nähen, stopfen, stricken...
Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.
Hildegard von Bingen

in einem meer von rotem mohn küssten wir uns öfter schon es erschien mir wie ein traum so grotesk man glaubt es kaum , taumelnd und benommen leicht im tiefen schlaf und wach zugleich... lexbarker...


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