Vielen Dank für euer Feedback und eure ganzen Tipps, ich versuche mal, auf alle einzugehen. Vielleicht vorab: mir stehen auch Raglan-Ärmel fast nie, ich mag die Optik von gerundeten Schulter-Arm-Nähten an mir einfach nicht (entweder klassisch eingesetzter Ärmel oder gerade geschnitten wie bei einem Kimono, Raglan geht maximal bei eng anliegenden Oberteilen aus Jersey). Und ich mag keine Blouson-Schnitte, Oberteile, die noch Weite am unteren Brustkorb haben und in der Taille/auf der Hüfte aufsetzen (betrifft Blouson-Jacken, weite Hemden etc.). Beides sind meines Erachtens Schnittdetails, die mir nicht stehen oder die mir an mir nicht gefallen und beide sind in diesem Schnitt enthalten, aber auf dem Foto in der Zeitschrift deutlich weniger sichtbar, liegt entweder am Foto, ihrem Körper oder der gewählten Größe (und den Schulterpolstern, s.u.). Also ob die Verbesserung von Details etwas ändert, wenn mir der grundlegende Schnitt nicht steht, ich weiss nicht.
Aber der Reihe nach.
Tragweise und Silhoutte: Kombi mit Rock/Hut; Sanduhrfigur; Schulterpolster, kürzere Ärmel
1940er-Jahre-X-Figur würde für mich bedeuten, betonte Schultern und weniger Weite am unteren Brustkorb, die ist hier aber gegeben und bewirkt u.a. diese O-Figur, selbst mit Rock würde das kein X werden, habe ich das Gefühl. Ob die Betonung der Schultern durch Schulterpolster helfen würde, dass es besser aussieht? Vielleicht, nur fraglich, ob ich es dann lieber mag. Mit der blusigen Weite finde ich sie so schon nicht vorteilhaft, nicht sicher, ob ich noch mehr Volumen gut finde.
Aber! Gerade noch einmal kontrolliert, weil ich davon ausging, dass es sowieso runde Polster sein müssten (wie bei Raglan-Ärmeln üblich). Doch siehe da, es sind tatsächlich Polster mit Kante angegeben. Ist für mich irgendwie sinnfrei, einen Schnitt ohne Schulternaht zu machen und dann eine Kante mit Polster hinzuzufügen, aber nun gut, das wäre wirklich einen Versuch wert.
Hut eher nicht, sebst wenn ich im Sommer mal dazu Strohhut trage, kann ja nicht sein, dass es dann kacke aussieht, sobald ich den Hut abnehm.
Aber wenn die Haare wieder länger sind, werde ich mal sehen, ob mehr Volumen auf dem Kopf den Eindruck ändern kann.
Ärmel hochkrempeln wird schwierig, weil der Unterarmkeil bis zum Saum geht. Zudem habe ich den Saum mit Schrägband genäht (weil wenig Stoff und weil das Leinen so dick ist), das Schrägband ist leider Schwarz, wäre also optisch auch nicht so super. Aber ich werde sie mal nach innen einklappen und prüfen, was das an der Optik macht.
Material: Leinen vs. Wolle; herunterhängende Knöpfe
Das Leinen ist relativ fest, daher hatte ich ursprünglich die Hoffnung, dass es funktionieren könnte anstelle von Wolle, aber vielleicht sind die Unterschiede wirklich zu groß, zumal es mit jedem Waschen weicher wird. Die Knöpfe waren vielleicht wirklich nicht die beste Idee, war einfach das, was ich da hatte, ich möchte meine Vorräte ja abbauen. Wäre nachträglich einfach zu ändern, ist nur die Frage, ob sich das angesichts all der anderen Baustellen an dem Projekt lohnt.
Schnitt: Grösse, Ausschnitt, breiterer Bund
Zu gross fühlt sie sich nicht an, deutlich enger sollte sie wohl nicht werden, sonst würde sie spannen, auch die Ärmel dürften kaum schmaler. Dass der Ausschnitt tiefer ist stimmt, mir gefiel es so hoch oben nicht, das machte es sehr streng. Hatte ich ganz vergessen (sorry, schon ein paar Wochen her, dass ich die genäht habe) und nicht überlegt, dass es Einfluss auf die "unwuchtige" Optik haben könnte.
Der Unterschied zwischen den Modellzeichnungen ist doch nur die Ärmellänge, oder übersehe ich da etwas?
Cyra hat geschrieben:
Auch dürfte die abweichende Verarbeitung des Bundes zu dem Effekt beitragen. Der würde ja bei Verarbeitung nach Anleitung am Einsatz in kleinen Falten liegen, was dann im Vorderteil bei passendem Stoff in locker liegende, größere Falten überginge.
Das verstehe ich nicht ganz (oder hast du dich vertippt und meintest Rückenteil?). Der Bund ist nicht durchgehend, sondern schliesst in der Vertikalen mit den Kanten des Vorderteils ab und würde in der Höhe auf 12 cm eingereiht, da wären kleine Falten. Abgesehen von der Einreihung an den vorderen Kanten könnte sich der Bund dann frei entfalten, würde aber – da er in der Taille sitzt – wohl nicht herunterhängen, sondern sich frei in wohl etwas größeren Falten um den Körper legen. Aber der Sitz als solches – Bund in der Taille und darüber die blusig weiten Vorder- und Rückenteile – bleibt doch?
Also, aktuell neige ich dazu, diese Bluse als unvorteilhaftes Sommerteil zu behalten, aber dem Schnitt in Zukunft vielleicht doch noch einmal eine Chance zu geben, mit passenden Knöpfen, Wollstoff und Schulterpolstern. Denn @ Thalliana, doch es gibt durchaus Tragegelegenheiten für kurzärmelige Wollblusen.
Ist ein wenig so wie Daunenwesten: Sie wärmen den Körper und wenn es nicht zu kalt ist, können die Arme viel weniger dick verpackt sein, ohne dass man friert. Hatte schon häufiger kurzärmelige Pullover. Besonders im Herbst habe ich die noch gerne, weil mit langärmeligen Pullovern ist es mir besonders drinnen dann schnell zu warm.
Revolution ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht, und dann ist alles anders. Revolution ist ein langer, komplizierter Prozess, wo der Mensch anders werden muss.
Rudi Dutschke
Der Mangel an "ß"s in meinen Posts ist auf die Schweizer Rechtschreibung sowie Tastaturbelegung zurückzuführen.