Wollqualitäten - Erfahrungen

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lehmtoene
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Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon lehmtoene » 8. Jan 2025, 08:49

Welche Unterschiede stellt ihr zwischen Woll-Tieren fest? Mir geht's primär um Wolle ohne Kunststoff oder Pflanzenfaserbeimischung, lediglich Seide wär noch ok.

Und wenn ich jetzt Wolle (=Allerweltsschaf?) und Alpaka habe, was macht den Unterschied zu 100%Wolle?
Oder Merino ? Hat Merino längere Fasern als Allerweltsschaf? Ist es wärmer/weicher?
Oder Yak, oder Lama, Kaschmir, Mohair?
Mohair ist die Wolle mit den langen Fasern, die aber abstehen /rumfluffeln. Ist das nur ein optisches Feature, macht man das, um die Wolle weicher zu bekommen oder läßt sich Mohair tatsächlich nicht zu einem glatten Faden spinnen?
Also abgesehen davon, daß der Faserspender einer unterschiedlichen Art angehört, was macht das mit der Wolle?

chaotic
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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon chaotic » 8. Jan 2025, 11:53

Kurze Antwort, weil ich am Handy (und in der Arbeit) bin:
"Schafwolle/Wolle" ohne Rassenbezeichnung kann alles von super flauschig bis kratzig sein. Wie flauschig die Wolle ist, musst du ausprobieren.
100% Wolle heißt nur Schafwolle ohne Beimischung anderer Fasern.
Merino sind Schafe mit sehr weicher, flauschiger Wolle (außer deutsche Merino-Schafe, denen ist das Wetter zu schlecht). Längere Fasern glaube ich nicht, aber mit großer Sicherheit weich.

Bei Schafwolle sind die zwei Extreme kuschelweich aber hält kaum Reibung aus und robust genug für einen Teppich aber kratzig. Jede Rasse hat ihre eigenen Vorteile, und "Wolle" ohne Zusatz ist meistens eine Mischung mit dem Ziel einigermaßen weich aber nicht zu empfindlich zu sein.

Alpaka ist auch weich und flauschig und deutlich wärmer als Schafwolle es kann (bei gleicher Dicke und Beschaffenheit des Fadens).
Yak ist nochmal wärmer und flauschiger als Alpaka, aber schwieriger zu spinnen.
Lama ist ähnlich wie Alpaka, nicht ganz so weich, dafür robuster.

Wie warm die Wolle hält, hängt davon ab, wo das Tier lebt und wie viel Kälte es aushalten muss.
Yak-Wolle ist das wärmende Unterhaar von Rindern, die im Himalaya leben, wo es furchtbar kalt werden kann. Darum hat die Natur ihnen einen richtig warmen "Mantel" aus Unterwolle gegeben.

Tiere/Schafe die in einen Klima wie in Deutschland leben, müssen mehr Regen aushalten als in z.B. Australien, also wird die Wolle eher nicht so weich sein. Australische Merinoschafe brauchen keinen Regenschutz, also kann die Wolle weicher sein.

Die anderen Tiere kenne ich nicht gut genug, um darüber etwas zu sagen.
Ich spinne und stricke - wenn ich nicht gerade meinem Leben hinterherlaufe...

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lehmtoene
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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon lehmtoene » 13. Jan 2025, 19:53

Vielen Dank für die umfassende Antwort.
Ich hab inzwischen festgestellt, daß das Drops Nepal, was ich für die ersten Larp-Strickereien verwendet habe, 35% Alpaca dabei hat. Ist jetzt nicht super kratzig, aber auch nicht unkratzig. Naja, ich hatte es auch nach Preis pro Gramm gekauft.
Hm, dann werd ich nach "total unkratziger Wolle" noch etwas weiter suchen.
Was wäre Euer Tip? Eher in Richtung Metrino oder eher in Richtung Mohair?

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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon Moon-Elf » 13. Jan 2025, 20:04

Wir hatten im Stricktreffen eine Teilnehmerin, die sehr empfindlich war - vor allem alles mit langen Härchen empfand sie als kratzig.
Daher würde ich dir von Mohair eher abraten.
Alpaka hat auch eher flauschige/längere Härchen, das könnte ebenfalls kratzig wirken (ich z.B. habe damit kein Problem, daher vermute ich es nur).

Merinowolle ist je nach Schafrasse sehr weich, da kann ich z.B. Manos del Uruguay empfehlen.
Bei Merinowolle ist zu bedenken, dass sie je nach Quelle nicht zwingend frei von Mulesing ist, wobei die Hersteller da in den letzten Jahren wohl vermehrt drauf achten, z.B. auch Lana Grossa (die verstricke ich sehr gerne).
Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist

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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon KimKong » 13. Jan 2025, 21:04

Baby Alpaka ist auch noch super weich, die vertrage ich mit meiner empfindlichen Haut am besten. ( Von den tierischen Fasern - ansonsten kann auch Baumwolle weich und angenehm zu sein)

So wie bei Merino ggf. mulesing das Problem darstellt, ist von Kaschmir auch noch aus Umweltgründen abzuraten (es gibt nur eine bestimmte Gegend, wo die gehalten werden können, und die Gegend geht dadurch kaputt, was für diverse Ländern in der Umgebung ungünstige Entwicklung bzgl Naturkatastrophen hat)

Noch kürzer Klugscheißer Modus:
Seidenfasern gehören auch zu den tierischen Fasern
Zuletzt geändert von KimKong am 16. Jan 2025, 07:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon Morathi » 14. Jan 2025, 07:05

Mohair kann ich am Hals auch nicht tragen, da bin ich nur am schubbern. Am restlichen Körper empfinde ich es als weich. Merino und Babyalpaka mag ich auch sehr gerne. Da gibt es schon einige nachhaltigere Quellen. Kaschmir ist trotz Flauschigkeit auch superweich, aber wie Mohair eher problematisch und man muss sehr auf die Herkunft und "Herstellung" achten wenn man darauf Wert legt.
Baumwolle bzw. einen hohen BW-Anteil finde ich auch sehr weich und angenehm weil schön glatt. Oder vielleicht wäre auch Tencel eine Option. Das ist sehr glatt und angenehm. Aber das ist ein bisschen glänzig, in Richtung Seide.
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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon Thalliana » 15. Jan 2025, 11:13

Ich habe selber auch echt empfindliche Haut (Neurodermitis :roll: ) und kann Mohair z.B. absolut nicht auf der Haut tragen. Alpaka empfinde ich zwar als weich, aber wenn ich schwitze piekst es schon ein bisschen, das trage ich z.B. auch nur mit etwas langärmeligem drunter. Babyalpaka habe ich noch nicht probiert, eventuell hat das noch nicht diese Stichelhaare...
Merinowolle empfinde ich meistens als weich und unkratzig, da greife ich auch gern zu Mischungen mit Baumwolle oder anderen Pflanzenfasern, weil mir schnell zu warm wird, und dann juckt die manchmal doch ein bisschen^^.
Was ich als absolut unkratzig und weich empfinde sind Kaschmir und Yak, wobei man bei Kaschmir wie schon geschrieben natürlich arg auf die Herkunft achten sollte, bei Yak weiß ich gar nicht genau wie das ist. Ich habe für Weihnachten das erste mal mit der Yak von Lang Yarns gestrickt (das ist eine Mischung aus Yak und Schurwolle) und die finde ich mega. In einer Pulli-Menge ist das aber natürlich, genau wie Kaschmir, eine Investition^^.
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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon chastity » 18. Jan 2025, 11:30

Ich empfinde, von dem was ich bisher angefasst und getragen habe, Merinowolle als "unkratzigste" Wolle.
Die Lana Grossa Cool Wool verstricke ich gerne für Mützen oder Schals, davon gibts auch noch eine Baby Cool Wool Variante. Die habe ich schon öfter für Babymützen und schuhe verstrickt, die ist nochmal weicher.

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Re: Wollqualitäten - Erfahrungen

Beitragvon Moon-Elf » 18. Jan 2025, 13:49

Feinheit von Atelier Zitrone ist auch sehr weich und angenehm. Kostet halt a bisserl.
Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist

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madeye hat geschrieben:Um ehrlich zu sein halte ich sie für eine menschliche Strickmaschine
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